Fahrradtour Freiburg - Südfrankreich und zurück vom 03.08.03 bis 24.08.03
Teilnehmende Personen:
Thomas (Reaperman), Datenkommunikations-Spezialist
Christian (Chrissie), Elektronik- und Softwareentwickler
Nach der doch recht anstrengenden Tour nach Venedig vor 2 Jahren hatten wir irgendwann einmal beschlossen dass es an der Zeit ist die damals nicht ganz geknackte 1000km-Marke zu brechen.
Warum es ausgerechnet im Hochsommer eine Tour durch die Schweiz und die französischen Seealpen sein musste weiß keiner mehr ... egal, los geht's!
Sonntag, 3. August 2003
Hurra, die neueste Fahrradtour ist da!
Treffpunkt war 16:18 Uhr am Hauptbahnhof in Freiburg / Breisgau.
Wer ist nicht da ? Der Christian.
Kommt gegen 17:30 an. Fadenscheinige Ausrede : Der Zug hatte Triebwerkschaden.
Anmerkung: Keine fadenscheinige Ausrede. Der Zug hatte wirklich Verspätung. Er fuhr dann auch nicht bis nach Freiburg, wie er es nach Fahrplan tun müsste. Statt dessen kam eine Durchsage "Dieser Zug endet hier". Wahrscheinlich, weil er die Verspätung nie mehr herausholen hätte können. Alle mussten in einen anderen, besonders bummligen Zug umsteigen. Begeisterung!
Nach kurzem Imbiss am Bahnhof endlich Abfahrt in Richtung Basel.
Teufel auch, ist das viele Gepäck so schwer. Die Fahrradtour geht eigentlich ganz seicht los, bei mittelmäßig heissem Wetter erst mal nur in der Ebene. Idealer Start, trotzdem bekommt Thomas nach 40 km erste Krämpfe im Oberschenkel. Ein Wunder bei dem praktisch nicht vorhandenen Training? Komisch, dabei behauptete er doch, er hätte mehr trainiert, als ich. Leider kamen wir am ersten Tag nicht so weit, wie eigentlich geplant. Deshalb gegen 22:00 Uhr kurz vor Welmlingen in einem Bach etwas gewaschen und anschließend die Fahrräder einen steilen Berg hinaufgeschoben, auf Suche nach einem akzeptablen Zeltplatz.Das Zelt haben wir dann gegen 22:30 Uhr zwischen einem kleinen Waldstück und einem Maisfeld aufgebaut. Unruhige Nacht, Thomas musste seine Oberschenkel massieren da praktisch nicht mehr streckbar.
54 km
Montag, 4. August 2003
Um 8:30 Uhr Abfahrt, anschließend in einem ALDI Semmeln, Schinken und Käse gekauft und kurz vor Weil auf einer Bank gefrühstückt.
Den Rhein in Basel lokalisiert (durch Kleinbasel irritiert gewesen).
Von China-Imbiss-Betreiber den Weg durch Basel gezeigt bekommen.
Erste Ausfallerscheinungen gegen 14:00 Uhr bei Liesberg bei Thomas. Im Gras gelegen, gegen 15:00 Uhr irgendwie weitergefahren. Es wird immer heißer.
Um 16:00 Uhr in Délemont angekommen. Thomas kauft im Migros 4 Flaschen Wasser, was jetzt aber auch nicht mehr weiterhilft. Hitzekollaps oder so was. Christian kocht eine Suppe, Thomas hockt da wie ein Papagei der von der Stange fallen will.
Christian ist das Spülmittel in der Seitentasche ausgelaufen, zum Glück nur da, wo das Geschirr drin ist. Schnell in den Migros mit dem ganzen Geschirr, im Klo abwaschen!
Irgendwie zum Campingplatz von Délemont durchgeschlagen, endlich Camping am Strand.
Miracoli gegessen. Der Strand war natürlich kein richtiger Strand, sondern nur eine grössere ausgehobene Vertiefung im Bach. Willkommene Abkühlung! Anderen, verrückten Radler aus Holland getroffen, der alleine nach Südfrankreich unterwegs ist.
60 km
Dienstag, 5. August 2003
8:30 Uhr Aufstehen, vom Hitzekollaps einigermaßen erholt.
Nach Maccaroni-Frühstück Abfahrt gegen 11:15 Uhr, es ist etwas weniger heiß.
Um 14:30 Uhr den Col de Pierre Pertuis (827 m) erreicht, kurz dahinter zu Mittag gegessen (Suppe mit Gaggli-Nudelnestern).
Am Bieler See vorbeigekommen, gegen Abend am Neuchateler See gebadet und Suppe gegessen.
Weitergefahren, ab 21:30 Uhr verzweifelt nach einem Zeltplatz Ausschau gehalten.
Kurz vor Gorgier die Räder eine sehr steile Steigung (wohl 18 %) hochgeschoben, links hinter einem Neureichenviertel in einem Wald hinter einer langen Beige Holz gegen 22:00 Uhr das Zelt aufgebaut. Beide waren wohl ziemlich geschafft.
102 km
Mittwoch, 6. August 2003
Um 6:30 Uhr aufgestanden, um 6:45 Uhr kommt Joggerin mit zwei Hunden vorbei.
In Panik Zelt schnell zusammengepackt, aber sie hat uns wohl nicht gesehen.
8 km gefahren, auf Steinbank am Ufer des Neuchateler See Müsli und Kaffee gefrühstückt. Christian hat beim Öffnen natürlich die Müslitüte kaputtgerissen.
Morgenwäsche in public toilet in Grandson gegenüber Chateau. Es hat schon 23°C, und die Sonne verspricht weiter zu heizen.
An mehreren Brunnen unterwegs Mütze und Arme eingetaucht (erste Hilfe gegen Hitzekollaps), gegen 13:00 Uhr Ankunft in Lausanne am Genfer See. 30°C.
Um den halben See gefahren, kurz vor Montreux Kebab gegessen.Christian hat sich einen massiven Anschiß von Thomas abgeholt, weil er eine Zeitlang etwas schneller vorausgefahren ist. Thomas wollte schon in den Zug einsteigen und zurückfahren. Anschließend bei Montreux 1/2 h gebadet, zur Abkühlung. Kurz vor der Badestelle geriet Thomas auf den Grünstreifen des Radwegs um den See, musste schnell anhalten und kam natürlich nicht rechtzeitig aus den Klickpedalen : Krach, schepper, da lag er. Gelächter von Christian.
Weiterfahrt nach Martigny, Unterwegs leichter Niesel. Ankunft dort auf dem Campingplatz um 19:30 Uhr.
Hühnersuppe gegessen, zum Tagesabschluss in Pizzeria d' Octodure 2 große Bier (Cardinal) getrunken.
130 km
Donnerstag, 7. August 2003
Abfahrt vom Campingplatz in Martigny um 10:40 Uhr. Kurz hinter Martigny beginnt die Auffahrt zum Grand St. Bernard. Wen sehen wir am Ortsausgang von Martigny ? Den Fahrradfahrer aus Holland der in Délemont neben uns gezeltet hatte. Nach ein paar Kilometern einen geschrotteten Porsche 944 getroffen. Immer diese aggressiven Porsche Fahrer!Weiter geht's. Unterbrochen von ein paar Rampen geht es konstant bergauf. Ein kurzes Stück mit 15 % Steigung. Bei km 33 in einem kleinen Geschäft Wasser und Joghurt gekauft.
Und weiter gestemmt, bei km 36 beginnt eine 6 km lange Galerie die wir mit Tempo 5-6 km/h und Licht heldenhaft hochstemmen.
Endlich haben wir die Galerieausfahrt zum Col erreicht, 2 kleine Dosen Ravioli gefuttert und 45 Minuten pausiert.
Jetzt geht es die alte steile Passstraße hinauf, der Temposchnitt sackt auf 5 km/h. Alle paar hundert Meter ist ein Verschnaufstopp angesagt. Die Autofahrer gaffen nur blöde, entgegenkommende Radler rufen begeistert "Ahoi!". Um 20:00 Uhr ist es endlich geschafft : Oben!!! (2473 m) Fotos gemacht, und in einer Kneipe je 2 kleine Bier getrunken, 0.33 Liter. Unterhaltung durch eine Gruppe grölender (singender) Franzosen.
Dann den Berg ein paar Kilometer mit bis zu 60 km/h hinuntergesaust, in einem Tal neben lautem Gebirgsbach übernachtet.
57 km
Freitag, 8. August 2003
Nach lärmiger Nacht (Bach nebenan) und unbequemer Lage (schiefer Wanderweg für Zeltaufbau) gegen 9:30 Uhr losgefahren, am nächsten Rastplatz mexikanischen Bohnentopf gefrühstückt. Auf einmal erkennen wir warum der gestrige Anstieg so schwer fiel : Wir hatten mehrere Flaschen mit Campingplatzwasser mitgeschleppt! Braucht man aber irgendwie.
In kleinem Bach schnell gewaschen. In Aosta Essen und Getränke gekauft, von älterer Italienerin mit Grapefruitsaft versorgt worden.Sie war von unserer Radtour total begeistert, obwohl weder wir noch sie ein Wort verstanden haben.Es ist sehr heiß, wir kommen nur langsam voran. Mittagspause (Wurst und Brot) in Leverogne / Arnier. Weiter geht es, an Morgex vorbei. Links hoch in Richtung kleiner St. Bernard. Nach 8 Kehren kommt ein kurzer Tunnel und es geht immer weiter hinauf.
Gegen 18:15 Uhr sind wir in La Thuile, wie abgesprochen bricht ein kurzes aber heftiges Gewitter los und wir beschließen in La Thuile auf dem überfüllten Campingplatz zu bleiben.
Das Gewitter hört dann gleich wieder auf, aber wir bleiben trotzdem auf dem Campingplatz. In den Bergen kann das Wetter sich schnell ändern, und wir wollen nix unbedingt riskieren!
Später geduscht, in La Thuile in der Brasserie du Bathieu Pizza Tirolese und quattro Staggioni gegessen, dazu 2 Beck's.
67 km
Samstag, 9. August 2003
Die Pizza quattro staggioni muss irgendwie schlecht gewesen sein. Nach dem Aufstehen hockt Christian da wie ein Papagei der sich überlegt ob er links oder rechts von der Stange fallen will.Als er sich dann in der Stadt eine Cola kauft, muss er voll über die Brüstung in einen Gemüsegarten abröhren. Toll! Geht ja gut los. Leider oder zum Glück kein Foto.
Abfahrt gegen 11:30 Uhr, Ankunft gegen 14:30 Uhr auf dem Petit St. Bernard (2112 m). Ciabatta mit Speck und Käse gegessen, dazu ein Bier. Ein Eis durfte natürlich auch nicht fehlen. Christian hat sich soweit wohl wieder erholt. Wow!
Im Liegestuhl abgelegen. Gegen 16:00 Uhr überredet uns einsetzender Nieseltröpfel die Abfahrt zu wagen. Je tiefer wir kommen desto heißer wird es.
Unterwegs eine falsche Abzweigung zum Val d'Isère gewählt, in der Folge über irrsinnige Steigungen bis auf 1400 m hochgequält um irgendwann die D84 zum Val d'Isère zu erreichen.
Vor dort aus weitergestemmt, nach 19:00 Uhr auf der linken Fahrbahnseite einen steinernen Lärmschutzwall erblickt und dahinter das Zelt aufgebaut.
Mitten in der Nacht fiel Thomas' Wasserflasche um und weil sie nicht ganz zugeschraubt war durfte er sich über einen nassen Schlafsack freuen.
An diesem Tag waren wir ziemlich fertig und sprachen schon darüber ob die Tour überhaupt zu schaffen ist. Besonders, weil Christian von der Kotzerei auch leicht angeschlagen war, und den ganzen Tag fast nix gegessen hat. Aber ein wirkliches Abbrechen kam natürlich zu keinem Zeitpunkt in Frage.
56 km
Sonntag, 10. August 2003
Nach ruhiger Nacht gegen 8:45 Uhr aufgestanden, das Zelt zusammengepackt und auf einer Holzbank Makkaroni gefrühstückt.
Aufbruch zum Col d'Iseran um 10:45 Uhr.
Die Steigungen halten sich in Grenzen, kurz vor Val d'Isère akute Wassernot, am Staudamm Tignes von freundlicher Schuh-Klamottenladen-Besitzerin die Wasserflaschen aufgefüllt bekommen.
Durch mehrere Galerien und Tunnel zum Ort Val d'Isère gefahren.
Val d'Isère ist total auf Touristen ausgerichtet, überall Hotels, Andenken- und Freßläden.
Bei dieser Gelegenheit mit Crepes, Pizza und Cola versorgt.
Weiter geht's in Richtung Gipfel.
Freundlicherweise steht alle Kilometer eine Holztafel welche die Reststrecke, die Höhenmeter und die zu erwartende durchschnittliche Steigung anzeigt.
Es geht beständig begauf.
Die Gegend wird immer felsiger, Sand- und Schuttberge überall.
Um 17:45 Uhr erreichen wir die Passhöhe (2770 m). Nach einer Bereicherung der Süßwarenläden ins Tal abgezischt.
In Lanslevillard Übernachtung auf Campingplatz. Der Platz hat ein schönes Restaurant, Musik der 70er Jahre gehört und Kebab und Pizza vertilgt.
65 km
Montag, 11. August 2003
Aufbruch um 11:45 Uhr, schnell noch eingekauft und in einem Fahrradgeschäft die Bremsen von Thomas' Mountainbike nachgestellt.
Den Col du Mont Cenis hochgefahren, die Steigung wohl um die 10%.
Es geht abwechselnd durch Wald und Wiesen, überall sind Skipisten zu sehen.
Ankunft auf Passhöhe (2081 m) um 15:00 Uhr.
Sandwich und Cola verdrückt.
Ab hier nur noch ca. 300 km bis Nizza !
Abfahrt nach Susa.
Kilometer 33 : Wumm ! Christians Hinterrad-Schlauch ist geplatzt. Toll, endlich können wir das Werkzeug
ausprobieren. Wechsel des Schlauches in 15 Minuten, ist ja kein Problem für uns.
Ankunft in Susa um 18:00 Uhr, sehr heiß und lärmig dort.
Nach kurzem Einkauf wieder die Berge hochgestemmt, mitten in einer Steigung Bushaltestelle besetzt und dort Gnocci zubereitet.
Nach kurzer Rast weitergekämpft.
Imposante Burg gesehen (Forte di exilles).
Ein paar Kilometer hinter Exilles haben wir das Zelt auf einem Waldweg im Tal aufgebaut.
Sehr windige Nacht ! Aber wirklich geregnet hat es bis jetzt noch nicht.
Dienstag, 12. August 2003
Früh aufgestanden, gegen 8:00 Uhr Abfahrt.
In Salbertrand-Salbertran eingekauft und auf einer Bank vor der Telecom-Italia gefrühstückt.
Auffahrt zum Col de Montgenèvre.
Ankunft um 15:00 Uhr, kurz vorher sind zwei 500 m lange dunkle Tunnels zu durchfahren.
Montgenèvre hat leider kein Höhenschild, Höhenangabe lt. Karte 1860 m. Oben zwei andere Radler getroffen, mit denen wir uns auf Englisch und Französisch kurz unterhalten haben. Der eine war wenigstens schon auf dem Oktoberfest.
Abfahrt ins Tal nach Briancon. Nach Briancon einige Kilometer über regennasse Straßen gefahren, der Regen war aber schon vorbei.
Gegen 19:00 Uhr Ankunft auf dem Campingplatz L'Ile in St. Crépin (922 m) mit 3 Sternen.
Diese resultieren offenbar aus Cocktailbar, Restaurant mit kostenloser Akkulademöglichkeit für unsere Handys und der warmen Dusche ohne Geldeinwurfpflicht.
Lt. Routenplaner nur noch 185 km bis nach Nizza!
73 km
Mittwoch, 13. August 2003
Um 11:30 Uhr Abfahrt. Nach dem Einkauf Anstieg zum Col de Vars.
Es ist glühend heiß, wohl an die 40°C im Schatten (natürlich ohne den Schatten).
Nur Idioten fahren bei solchen Temperaturen über den Pass anstatt die 20 km längere Alternative im Tal um den Pass herum.
Steile Rampen um die 12 %. Thomas fällt immer wieder zurück und muss Pausen machen.
Rettung verspricht links von der Straße ein kleines Rinnsal, immerhin kann man sich damit abkühlen.
Die Tour verspricht endlich so richtig extrem zu werden. Weiterkämpfen um jeden Preis !
Ist dies der Sinn solcher Touren ? Grenzerfahrungen zu machen ??
Um 17:25 Uhr weicht die Qual dem Stolz endlich die Passhöhe erreicht zu haben.
Bislang hatten wir uns nicht so geschunden. Anmerkung: Christian macht das ganze weniger was aus. Altersunterschied?
Runtergefahren ins Tal, ab und zu ein paar Nieseltropfen.
Bei Jausiers ausgewachsenes Gewitter, unter dem Dach einer ehemaligen Tankstelle untergestellt und Essen warmgemacht.
Schild 'Nice' (=Nizza) entdeckt ! Zum ersten Mal! Abendessen: Ravioli unter Tankstellendach.
Nach einer Stunde weitergefahren und Zeltplatz auf Wiesenweg zu einer Weide entdeckt.
55 km
Donnerstag, 14. August 2003
Früh aufgestanden, Ziegenmist von den Schuhen und vom Zeltboden gekratzt.
Den letzten Kaffee getrunken, dazu Nudelsuppe. Ameisen mit Buchstabennudeln gefüttert.
Den Col de la Bonette hochgekeult.
Immer so 10 - 12 % Steigung, dann und wann kommt ein Schild wie weit es noch sei.
Bei ca. 2000 m Höhe in 'Restaurant' gegangen, die Betreiber waren ein jüngerer Almöhi (immerhin mit Zottelbart), die Heidi und ein Geißenpeter. Recht siffige Bude. Tolle Preise!
Und weiter geht's hoch, wir verlassen erst die Baumgrenze, dann die Grasgrenze, nichts wächst mehr. Aber irgendwo grasen noch Schafe. Was die hier wohl machen?
Altes Fort gesichtet.
Kurz vor dem Gipfel passieren wir den Durchstich mit Abzweig nach Nizza, wir fahren natürlich die Schleife hoch bis kurz unterhalb des Gipfels .
Der Anstieg bis auf die 2802 m war recht hart, aber Dank frühem Aufstehen und immer wieder bedecktem Himmel ganz gut zu machen. Leider keinen Stempel hier oben ergattert!
Nach Fotopause sausen wir ins Tal. Unterwegs schnell in einer Bar eingekehrt, dort noch 3 Radler mit Rennrädern und Gepäck ausgemacht die auch nach Nizza wollen (trotz mehrfach auftretender Pannen an den Rennradreifen).
Gegen 17:30 Uhr in den mittlerweile um diese Zeit obligatorischen Regen gefahren, endlich Gelegenheit die mitgebrachte Regenkleidung zu testen.
Weiterfahrt bis Saint Sauveur s/ Tinée, Camping Municipal.
SR-500 Fahrer getroffen, zwei 1664 Bier getrunken, dieses französische Original-Bier ist irgendwie nicht der Hit.
Nur noch 60 km bis Nizza.
77 km
Freitag, 15. August 2003
Auf dem Campingplatz ein paar Euromünzen für Thomas' Sammlung organisiert und Kontakt für portugiesische Quelle geknüpft, mit SR 500 Fahrer.
Aufbruch gegen 11:30 Uhr.
Auf der Straße nach Nizza geht es nun nur noch abwärts.
In Boulangerie Croissants und Quiche Lorraine zum Frühstück gekauft, das Tinnée-Tal hinuntergesaust.
Zwei etwas längere Tunnel passiert, einer davon war immerhin 1 km lang.
Ab dem Val du Var hört das Gefälle auf, es wird eben und wir haben einen heftigen Gegenwind.
Nach wilder Keulerei auf teils 4spurigen autobahnähnlichen Straßen erreichen wir um 15:33 Uhr endlich Nizza.
(Das Schild war ganz plötzlich dagewesen). Endlich am Ziel! WOW!
Die Promenade des Anglais gefahren, nach Befragung einer Mitarbeiterin eines Maison d'Information herumgedreht und nach 11 km den Campingplatz La Rivière mit Schwimmbad in Cagnes s/ Mér erreicht.
Der Platz liegt ziemlich abseits im Val de Cagnes.
77 km
Samstag, 16. August 2003
Im Campingplatzrestaurant Croissants gefrühstückt, nachdem wir durch penetrantes Hahnengeschrei geweckt wurden, von 2 Hähnen.
Nach Nice gefahren und die Stadt erkundet.
In der Altstadt ist ziemlich viel los, viele kleine Gassen mit hohen Häusern und noch viel mehr Besuchern.
Zwei Kirchen angeschaut und dann haben wir uns mit der Touristenbahn zum Deppen gemacht. Ein wenig in Nizza herumgefahren. Ist eine schöne Stadt, auf jedenfall sehenswert.
Bis zum Hügel hochgefahren worden, dort die Quellen von Nizza gesehen.
Im Meer schwimmen gewesen, anschließend Internetcafé aufgesucht, heimischen Server gecheckt und Emails verschickt.
Abends 'in Nizza eine Pizza' gegessen (mit Harmonikaspieler und Bettlerin).
Im Dunkeln zum Campingplatz zurückgeradelt, auf der Promenade des Anglais jede Menge Bordsteinschwalben gesichtet.
Auf dem Campingplatz empfängt uns laute Discomusik, die Nachbarn (superlustige weil ständig laut lachende Franzosen, alles alte Renter-Säcke!!!) haben bis 2:00 Uhr auch noch Action gemacht.
45 km
Sonntag, 17.08.2003
Erst um 9:30 Uhr aufgestanden, aus Campingplatz ausgecheckt, ein paar Croissants mit Espresso gefrühstückt und dazwischen Postkarten geschrieben.
Gegen 11:30 Uhr gehr es endlich los.
Durch Nizza über steile Küstenstraße (560 m) nach Monaco gefahren, dort Eis gegessen und Postkarten gekauft.
Den Berg andersherum wieder zurückgestemmt, Nachmittags sind wir wieder in Nizza zurück. War das wirklich sinnvoll? Egal, so schnell kommt man nicht mehr nach Monaco.
Weiter nach Cannes, kurz davor gebadet.
Sinnlos steile Berge auf der Suche nach einem Nachtlager hochgekeult (zwecklos, da erschlossenes Villenviertel Super-Cannes). Überall sind Wachtposten.
Irgendwann kurz vor der Hauptstraße zwischen Hecken auf einer großen Verkehrsinsel (eher Mini-Park) von 3:00 - 6:00 Uhr Schlaf gefunden.
Zwischendurch irgendwann kurze Panik dass uns die Rasensprengeranlage durchfeuchtet.
Bescheiden geschlafen, wie gerädert aufgewacht.
95 km
Montag, 18. August 2003
Um 7:00 Uhr weitergekeult, in Cannes vergeblich versucht Campinggas für den Kocher aufzutreiben. Unser Zustand : Total stoned, wie nach durchzechter Nacht.
6 Croissants gefrühstückt, hilft auch nichts.
Mac Donalds hat um 10:00 Uhr (???) auch keinen Kaffee mehr.
Ohne Kaffee durch das heiße provencalische Hinterland über die Route des Cols mit kleinem Pass zwischen Cannes und Frejus gefahren (35°C im Schatten mit wenig Schatten) und dann um 18:20 Uhr in Cavalaire s/Mér angekommen.
Dort auf den 4-Sterne-Campingplatz Bonporteau gegangen und gleich ins Meer zum Sonnenbrandabkühlen.
92 km
Dienstag, 19.08.2003
Am Strand herumgelegen. Endlich mal Pause! Wir werden hier 2 Tage bleiben und uns von den bisherigen Strapazen erholen.
Als wir im Wasser waren hatte der Wind unsere Iso-Matten weggeweht.
Die von Thomas hatte sich gleich wiedergefunden, die von Christian blieb verschwunden.
Hatte sich wohl jemand unter den Nagel gerissen.
In die Stadt gefahren, Strandmatten und Kronenbourger Bier gekauft.
Christian schläft ohne Isomatte, nur mit Strandmatte. Also praktisch gar nicht. Was tut man nicht alles!
4 km
Mittwoch, 20.08.2003
Zweiter Tag am Strand von Cavalaire.
Abwechselnd in der Sonne liegen oder im Wasser.
Irgendwann hat Christian dann eine herrenlose gelbe Isomatte gefunden und diese dann adoptiert.
Vorhandenen Sonnenbrand intensiviert und neuen verursacht.
In die Stadt gefahren, Souveniers und Trinkbares gekauft.
Fahrkarten von Marseille nach Strasbourg gekauft.
Christian hat mitten in der Nacht eine 800g-Dose Ravioli leergemacht.
Begründung : Abwehr eines zu erwartenden Hungertods durch die Strapazen der Tour.
4 km
Donnerstag, 21.08.2003
Einigermassen früh aufgestanden, gepackt und die horrenden Campingplatzgebühren abgedrückt (10 Euro / Nase / Übernachtung, zum Vergleich : In den Alpen zahlten wir 5 -6 Euro / Nase / Übernachtung). Und der Platz war nicht gerade schön, eigentlich eher nur staubig aber immerhin mit (von uns nicht genutztem) Schwimmbad und 200 m Fußweg zum Meer.
Gegen 11:00 Uhr starten wir zur Fahrt durch das provencalische Hügelland nach Marseille.
Kurz vor Hyères Mittagessen. Es gab Spaghetti, wir waren umringt von neugierigen baumkletternden Ameisen.
Auf Radwegnetz bis nach Toulon gefahren . Da das Netz nicht geschlossen ist sind wir dazwischen zeitweise massiv herumgeirrt. Oder, wir waren zu dumm, den Weg richtig zu finden.
Toulon erreichten wir kurz vor 18:00 Uhr. Der Riesendurst trieb uns zur nächsten Cola-Verkaufstelle.
Weitergefahren, dummerweise in Richtung Autobahn nach Marseille.
Kurskorrektur über steilen Berg in Richtung Küste vorgenommen.
Um 20:00 Uhr Bandol erreicht, etwas im Meer geschwommen und auf Brachland kurz hinter Bandol übernachtet, auf einer von Büschen umgebenen recht trockenen wilden Wiese.
Es gab kalte Canneloni direkt aus der Dose (wegen der Brandgefahr).
Da wir kein Zelt aufgebaut hatten hatte Christian massive Schlafprobleme wegen der Gräser und Pollen.
98,5 km
Freitag, 22.08.2003
Um 9:00 Uhr weiterfahren, bei Christian Hinterradschlauch (Schleicher) gegen neuen Schlauch getauscht. Schon wieder? Was ist das für ein Gelumpe??? Der Hinterreifen ist irgendwie auch total abgefahren...
Dank wenig Schlaf geht es nur langsam weiter.
Kurz vor Marseille eine flotte Steigung hinauf, mitten in der Abfahrt erreichen wir um 15:20 Uhr endlich Marseille.
Riesenstadt, mit Arc de Triomphe wie in Paris, an mehreren Stellen stehen Statuen herum.
Da Marseille keinen Campingplatz hat haben wir am Bahnhof das Samstagticket auf den Freitagabend umgebucht . Als wir nachfragten ob wir die Fahrräder im Zug mitnehmen können erhielten wir drei verschiedene Auskünfte :
1. Mitarbeiterin am Bahnschalter :"Nein, auf gar keinen Fall ! Fahrräder im Zug mitnehmen ? Wo gibt's denn sowas ?"
2. Ihr Kollege einen Schalter weiter :"Doch, das geht."
3. Der Vorgesetzte von beiden :" Wir wissen nicht ob es geht. Sie müssen den Schaffner fragen"
Naja, schauen wir halt mal und gehen noch ein wenig in die Stadt.
Das Gepäck kam in die Gepäckaufbewahrung und schnell sind wir zum alten Hafen (vieux port) geradelt.
Den Hafen ein bisschen angeschaut, Olivenöl als Mitbringsel gekauft, in einem Hafenrestaurant etwas gegessen und schnell zurück zum Bahnhof.
Pfffft, Christian hat schon wieder einen Platten. Zum Glück ist die Tour bald aus!
Weitergeschoben bis zum Bahnhof und rechtzeitig zum Zug gekommen.
Hmmmm, der Zug hat ja gar keine Fahrradabteile !
Egal, die Fahrräder in ein etwas zu kleines Gepäckeck im Nachbarwaggon gestellt und festgeschlossen. Der Schaffner wollte kein Extrageld für den Fahrradtransport. Wow!
Abfahrt um 22:55 Uhr.
59 km
Samstag, 23.08.2003
Im Zug endlich ein paar Stunden geschlafen, um 8:00 Uhr Ankunft im deutlich kühleren Strasbourg.
Den Schlauch im Hinterrad von Christian gegen weniger schlechten gewechselt und ein Café aufgesucht.
Christian bestellte 3 Croissants und 1 Kaffee, bekam 3 Croissants und 3 Kaffee und behauptete ganz frech die Bedienung verstünde kein Französisch. 'trois croissants et grande café' . Hmmmm ...... vielleicht hätte er 'trois croissants et UNE grande cafe' sagen sollen, oder er hat auf die Bedienung so einen Eindruck gemacht, das sie total wirr im Kopf war.
Egal, runter damit.
Weiter geht's nach Kehl.
Die Tour beendet, Bahntickets gekauft für die endgültige Heimfahrt nach Bad Dürkheim und Winterrieden. Offizielles Tourende in Kehl. Endlich(???) wieder zu Hause.
4 km
Kommentare zu der Tour
Christian :
Wir haben in den ganzen 3 Wochen eigentlich keinen richtigen Regen abbekommen. Schon in der Schweiz war es ziemlich heiß. Es hat zwar hin und wieder kurz geregnet, bzw. getröpfelt oder ein kleines Gewitter. Jedoch war das immer nach kurzer Zeit vorbei, und dann kam die Sonne wieder raus und die Straße ist gleich wieder abgetrocknet.
Wir haben beide auf der Fahrradtour abgenommen. Sogar Christian, der behauptete, sein Idealgewicht zu haben, hat abgenommen. Für Thomas war natürlich abnehmen einer der Gründe für die Tour.
Die sieben Alpenpässe waren natürlich anstrengend. Aber es war auch sehr schön in den Bergen. So intensiv nimmt man eine Landschaft nur auf einer Fahrradtour auf, denke ich. Wenn man mit dem Motorrad vorrüberheizt, was auch viele machen, sieht man wohl nicht so viel.
Irgendwann haben wir keine Radwanderer mehr gesehen. Es treiben sich wohl nicht so viele Radwanderen mit Gepäck in Höhen > 2000 m herum. Wir waren also sehr exclusiv!
Auf jeden Fall haben wir es geschafft, die Strecke bis Nizza durchzuhalten, trotz mehrerer widriger Umstände. Da können wir schon fast stolz auf uns sein.
Es ist uns auch die ganze Zeit nix passiert, bis auf den Reifen von Christian, der am Schluß irgendwie nicht mehr zu flicken war. (Schutzengel?) Mein Fahrradhändler, bei dem ich das Fahrrad nach der Tour zum Service hatte, hat das Problem dann gefunden: Es steckte was ziemlich fies im Reifen, das wir nicht gefunden haben, obwohl wir ihn uns 3 mal angesehen haben. Brille kaufen?
Thomas :
Ich gehe ja schon seit 1989 auf Fahrradtouren und finde es trotz aller Anstrengungen und Entbehrungen (teilweise keine Duschen) immer wieder sehr schön.
Warum ausgerechnet in die Berge wo man sich besonders quält ?
Nun, es ist zum einen die unbeschreibliche Fernsicht die man genießt wenn man langsam die Berge hochfährt, als Motorrad oder Autofahrer bekammt man kaum etwas davon mit.
Und dann das triumphale Gefühl wenn man oben die Passhöhe erreicht hat (GESCHAFFT!).
Abnehem war auch ein Grund. Ich hatte mich das ganze Jahr so ziemlich gehen lassen, relativ wenig Lauftraining, ein wenig radfahren und zuviel essen. Kurz vor der Tour noch sowas wie eine Virusgrippe, diese nicht richtig auskuriert und daraus resultierte wohl der Zusammenbruch am zweiten Tag.
Komisch, ab dem dritten Tag lief es so einigermaßen und die Tour fing an so richtig Spaß zu machen (vom Anstieg auf den Col de Vars abgesehen).
Ich hatte fast 3 kg abgenommen und das war auch gut so.
Nächstes Mal fahren wir vier Wochen und dann sind es bestimmt 4 kg.